Elektroimpuls-Therapie

Neben herkömmlichen Behandlungsverfahren haben in den letzten Jahren alternative und komplementärmedizinische Methoden Anerkennung bei Sportlern, Ärzten und Therapeuten gefunden. In Verbindung mit besonderen manuellen Techniken hat sich mit SCENAR ein hoch effektives Elektroimpulsverfahren im Breiten- und Leistungssport etabliert.

Um das internationale Topniveau einer Sportart überhaupt erreichen zu können, führt erst die extreme Beanspruchung unter maximaler Trainingsauslastung zu den gewünschten Effekten. Der Grat zwischen optimaler Leistung und Überbelastung des muskulo-skelettalen Systems ist deshalb entsprechend schmal. Konsequenz ist, dass genau diesen Sportlern zum Erhalt von Gesundheit und Leistungsfähigkeit innovative Therapieformen bereitgestellt werden sollten. In unseren Instituten ist das System seit 2005 im Einsatz und wird von immer mehr Vereinsärzten und –Therapeuten genutzt. Da neue Methoden und Verfahren auf Effizienz und Nachhaltigkeit geprüft werden sollten, wurden entsprechende Schritte unternommen.

Anwendung und Wirkungsweise

Schon vor 30 Jahren begann eine Arbeitsgruppe um den Neurologen Prof. Alexander Revenko in Russland auf der Basis der Elektro-Impulstechnologie mit der Entwicklung ein neues Prinzip zur Diagnostik und Therapie von Schmerzen und Funktionsstörungen. Das SCENAR wird über einem ausgewählten Hautareal, zunächst im Beschwerdegebiet, aufgesetzt. Dann wird nach Einstellung der Impulsstärke- der Patient empfindet je nach Höhe der Impulsamplitude ein angenehmes Kribbeln bis zu nadelstichartigen Empfindungen- die Schmerzregion „ausgestrichen“.

Über die Aktivierung der Nervenfasern werden offenbar neurotrope Substanzen generiert, die körpereigene Regulationsmechanismen in Gang setzen. Die Besonderheit dieser Behandlung ist die rasche klinische Veränderung der Beschwerden und Funktionsstörungen. Ein gelegentlich auftretendes kurzes Aufflammen der Beschwerden wird als Heilreaktion gedeutet und bei entsprechender Aufklärung des Patienten gut toleriert und verstanden. Neben Schmerzen des Bewegungsapparates, dem Muskel-Bänder-Sehnen-Systems sind Organstörungen (Asthma, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Urogenitalerkrankungen, etc.) sowie Funktionsstörungen Indikationen für den Einsatz für SCENAR.

Gerade in der Sportmedizin beobachten wir unerwartet rasche Therapieerfolge. Um diese Aussage zu belegen, sollen Ergebnisse aus den Untersuchungen (2007– 2010) an der Universität Potsdam dienen.

Studienlage

Eine Pilotstudie von Lazik und Mitarbeitern (2006) zeigte im Ein-Gruppen-Prä-Post-Design großes Potenzial zur Reduktion chronischer Schulterbeschwerden (Beschwerdedauer min. 3 Monate/max. 23 Monate) im Kraftsport. Durch die Anwendung der Therapie war nach sechs Behandlungen das gesamte Untersuchungskollektiv beschwerdefrei. Aufgrund der fehlenden Kontrollgruppe und der Besonderheit des Untersuchungskollektivs Von Diplomarbeit die Nachfolgestudie präsentiert werden. Untersuchungsgegenstand war dabei wieder exemplarisch der Schulterschmerz, ausgelöst durch ein subacromiales Impingement-Syndrom.

Zufällig ausgewählte Sportler, die dieses Beschwerdebild aufwiesen, wurden in einer einfachblinden randomisierten Studie wieder sechs Mal therapiert. Eine Gruppe erhielt also die SCENAR-Therapie, die andere Gruppe erhielt eine Placebo-Applikation mit dem gleichen Gerät. Die Studienteilnehmer wussten zu keiner Zeit, welcher Gruppe sie angehörten, da die Behandlungsschemata für beide Gruppen gleich und somit die Anzahl der Behandlungen und die Behandlungsdauer identisch waren.

In die Studie eingeschlossen wurden 64 Sportler mit einseitigen Schulterschmerzen im Alter von 18 – 50 Jahren. Jeder Studienteilnehmer unterzog sich zu Beginn der Studie einer sportmedizinischorthopädischen Eingangsuntersuchung zur Überprüfung der o. g. Ein- und Ausschlusskriterien. Es wurde daraufhin das aktuelle Schmerzniveau mittels Numerischer Rating Skala erhoben und die erste isokinetische Messung durchgeführt, um auch hier ein Ausgangsniveau festzustellen.

Ergebnis

Der Ruheschmerz vor Belastung lag bei der Treatmentgruppe bei 2.8 und stieg nach Belastung auf 4.1 Punkte auf der NRS. Nach dem Interventionszeitraum war nicht nur der Ruheschmerz halbiert, sondern der Belastungsschmerz fiel geringer aus als der Ruheschmerz zu Beginn der Studie. Die Follow-Up-Messung vier Wochen nach Intervention sollte zeigen, ob die erzielten Therapie-Effekte länger anhalten oder ob sich das alte Schmerzniveau wieder einstellen würde. Entgegen der Erwartungen sank das Schmerzniveau der Behandlungsgruppe aber weiter, während die Effekte auf die Placebogruppe eine rückläufige Tendenzandeuteten.

Der größte schmerzlindernde Effekt war demnach erst nach dem Behandlungszeitraum und weiteren vier Wochen zu verzeichnen. So sprechen die Kraftzuwächse von bis zu 42 % der mit SCENAR behandelten Responder (siehe Tabelle) für andere Effektqualitäten als für die ohne SCENAR behandelten Responder, die geringere Kraftzuwächse bzw. sogar Kraftminderungen äußerten. Zusammenfassend lassen sich folgende Ergebnisse festhalten: Sechs Anwendungen niederfrequenter Elektrotherapie haben Effekte auf die Schmerzwahrnehmung im Sinne einer messbaren Linderung.

Eine Linderung des Ruheschmerzes von durchschnittlich 69 % und eine Verringerung des Belastungsschmerzes von durchschnittlich 62 % bei der Abschlussmessung der Studie, weißt auf einen Nachhalleffekt bei der Treatmentgruppe hin. Neben dieser akademischen Herangehensweise konnten weitere Beobachtungsuntersuchungen dokumentiert werden. Bei der Behandlung von Sportlern nach hochintensivem Training konnte durch das gezielte Ausstreichen der belasteten Strukturen eine individuell spürbare Beschleunigung von Regenerationsprozessen erzielt werden. Im Rahmen von Praxisuntersuchungen bei der Behandlung des operationswürdigen Carpal- tunnelsyndroms wurde bei über 90 % der Patienten eine Operation nicht erforderlich. Im Kreiskrankenhaus Wertingen konnte nachgewiesen werden, dass sich die Regenerationszeit nach Sprunggelenksoperation signifikant verringern lies.

Fazit

Diese Therapie hat sich insbesondere bei Schmerzzuständen, Muskelverspannungen oder bei Nervenirritationen bewährt (z.B. Tennisellbogen, Schulterarmsyndrom, Migräne, aktivierte Arthosen). Frische oder ältere Muskelfaserrisse, Bandverletzungen oder Hämatome sprechen gut auf SCENAR an. Gerade bei akuten Traumen mit Schwellungen (Zerrung, Distorsionen mit Ödem oder Hämatom) werden pathophysiologisch bislang nicht zu erklärende Funktionsergebnisse in kurzer Zeit beobachtet. Die Behandlungszeit liegt bei oft bei nur einigen Minuten und kann beispielsweise bei Mannschaftssportarten in der Halbzeit oder Drittelpause durchgeführt werden. Die Behandlung kann sowohl vom Sportmediziner als auch vom ausgebildeten Physio- oder Sporttherapeuten durchgeführt werden.

19 leistungsorientierten Kraftsportlern mit Impingement-Syndrom, war als nächster konsequenter Schritt eine randomisierte, placebokontrollierte Studie zur Wirksamkeitsüberprüfung dieser niederfrequenten Elektrotherapie durchzuführen. Im Jahreswechsel 2009/2010 konnte dann im Rahmen einer

Autoren: Dr. rer. nat. Dieter Lazik, Christian W. Engelbert

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