Norovirus bei der Ruder Weltmeisterschaft

Eine schwere Noroviruserkrankung hat drei Tage vor dem Finale den Frauendoppelvierer bei der Ruder WM im slowenischen Bled vom 28. August bis 4. September lahmgelegt. Durch verschiedene Therapieansätze und ein gutes Krisenmanagement konnte das Finale erfolgreich beendet werden.

Die Ruder WM in Bled brachte dem Deutschen Ruderverband gerade in den Großbootklassen (Männerachter, Frauen- und Männerdoppelvierer) hervorragende Ergebnisse. Auch der Frauendoppelvierer wurde nach dem Sieg in Luzern als Mitfavorit gehandelt. Im Vorlauf konnte sich das Boot mit einem Sieg behaupten. In der Nacht darauf traten bei zwei Athletinnen des Frauendoppelvierers und der Ersatzfrau massive Durchfälle mit Erbrechen auf, worauf hin eine Athletin kollabierte und sich eine Jochbeinprellung zuzog. Insgesamt erkrankten 17 Athleten des Deutschen Teams bis zum Abend, jedoch meist mit abgeschwächter Symptomatik – meist ohne Durchfall und nur mit Schlappheit und Übelkeit.

Da auch andere Nationen in dem Hotel betroffen waren (insgesamt 34 Fälle), führte das örtliche Gesundheitsamt ab 10 Uhr Befragungen durch, nahm Abklatschuntersuchungen in der Küche und Essensproben sowie Stuhlproben der erkrankten Sportlerinnen. Die Trainer wurden sofort veranlasst, ihre Athleten vor leicht verderblichen Speisen zu warnen und auf die Händehygiene zu achten. Sowohl im Hotel als auch am Sattelplatz wurden Desinfektionsmittel aufgestellt, jeder Sportler erhielt ein Desinfektionsmittel für das Zimmer, die Erkrankten wurden getrennt, was bei der Anzahl der Fälle ein logistisches Problem war. Bereits am nächsten Tag um 14 Uhr stand das Ergebnis der Stuhlproben fest: Norovirus (Virus mit hoher Kontagiosität, meldepflichtig in Deutschland, Übertragung durch Schmierinfektion, kurze und meist heftige gastrointestinale Symptome). Die Hygienemaßnahmen wurden weiter verschärft.

Alle Athleten wurden nochmals auf den Übertragungsweg dieser Schmierinfektion hingewiesen. Die Athletinnen selbst hatten am Tag nach dem Vorlauf ca. 10 – 15 wässrige Stuhlentleerungen, dazu Erbrechen, subfebrile Temperaturen und Schwächegefühl. Durch die symptomatische Gabe von Elotrans, Perenterolkapseln und MCP kam es nur leidlich zu einer Hydrierung. Die abdominellen Beschwerden (Bauchkrämpfe, Meteorismus) wurden auf osteopatischer Ebene und mit Scanner-Therapie behandelt. Außer den bekannten Fällen hatten in der Gesamtmannschaft weitere Athleten mit etwas Unwohlsein und vorübergehender leichter Übelkeit zu kämpfen. Ob dies ein leichter Verlauf der Erkrankung oder eine Symptomatik im Rahmen der Ängste vor der Epidemie und den Wettkämpfen war, ist unklar.

Die Rekonvaleszenz der am stärksten betroffenen Athletinnen aus dem Doppelvierer ging langsam. Der Stuhlgang sistierte bis zum Nachmittag, danach trat auch kein Erbrechen mehr auf. Die erste Nahrung konnte am frühen folgenden Tag aufgenommen werden. Unter langsamen Kostaufbau konnte am Abend eine lockere Einheit gerudert werden. Einen Tag später festigte sich der Zustand der Athletinnen. Auch eine zweite Welle (Inkubationszeit des Norovirus ½ bis zwei Tage) schien überschritten, ohne dass Neuerkrankungen auftraten.

Am Donnerstag, dem Finaltag, meldete sich eine bisher gesunde Athletin aus dem Boot mit Durchfall – keine Übelkeit, keine Bauchschmerzen. Ob es sich hierbei um einen milden Verlauf der Erkrankung oder um Aufregung vor dem Finale handelte, ist unklar. Da es jedoch zu einigen Stuhlentleerungen kam und von der Athletin bisher solche Symptomatik vor Wettkämpfen nicht bekannt war, war mit Ersterem zu rechnen. Die Athletin wurde symptomatisch behandelt, in diesem Fall auch mit Loperamid. Hierbei war auch die Kommunikation zwischen Athletin, Arzt und Bootstrainer wichtig, ohne dass etwas zur Mannschaft oder nach außen trat. Bis zur letzten Minute standen der Bootstrainer und ich am Ufer –zitternd, dass alles gut gehen möge. Mit einem phänomenalen Rennen, stetig in Führung liegend, wurde der Frauendoppelvierer Weltmeister.

Autor: Dr. Ulrich Kau

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