Vermeidbare Verletzungen

Mangelndes Training kostet in der Fußballbundesliga den Vereinen mindestens 50 bis 100 Mio. Euro jährlich. Fußball hat ein spezifisches Belastungsgefüge. Manchmal haben Spieler folglich gar keine Wahl. Wenn man regelmäßig sportartspezifisch trainiert, im Leistungssport manchmal zweimal täglich, kommt es immer wieder zu einseitigen Anpassungsvorgängen.

Zwangsläufig passt die Muskulatur sich spezifisch an. Es entstehen Dysbalancen und Asymmetrien. Je häufiger trainiert wird, desto stärker entwickeln sich die Kräfteungleichgewichte. Gleicht man diese nicht aus, ist es manchmal nur eine Frage der Zeit, bis sich der Spieler verletzt. Genau genommen hatte der Spieler gar keine Chance. So paradox es erscheint, das „richtige“ sportartspezifische Training führt zu Verletzungen, weil die Muskulatur nicht mehr harmonisch koordiniert werden kann. Gleichzeitig entstehen Muskelverspannungen.

Das Gesetz der Proportionalität

Einseitiges Training führt zu einseitigen Trainingsanpassungen. Je häufiger man eine Muskulatur trainiert, desto mehr muss man darauf achten, dass man die schwächere, antagonistische Muskulatur gezielt und in eigenständigen Trainingseinheiten kompensierend kräftigt, um wieder ein Kräftegleichgewicht herzustellen. Im Training erschließen die Zusammenhänge von (Bio-)Mechanik und Sensorik den präventiven Gehalt. Vor allem Bänderverletzungen am Knie und Sprunggelenk und Muskelverletzungen sind bei Fußballern häufig von Traumata betroffen.

Leider erfolgt in der Tat viel zu selten eine präventive Gelenkstabilisation, die notwendig und nützlich wäre. Tritt beim Sport eine unkontrollierte Krafteinwirkungals Belastungsspitze auf, verletzt sich der Kapsel- Band-Apparat. Unterschiedliche passive Strukturen können betroffen sein. Je nachdem, welche Verletzung passiert, fällt der Sportler unterschiedlich lange aus.

Kein Unternehmen könnte es sich leisten, an entscheidender Stelle gravierende Probleme nicht sinnvoll anzugehen. Denn früher oder später folgt die Katastrophe.

Fehlen wesentliche Trainingsinhalte, riskiert man sowohl die Gesundheit der Spieler als auch den sportlichen Erfolg. Mehrere Mio. Euro Kostenpunkte entstehen, indem man wichtige Punkte nicht holt, im Pokal herausfliegt, weitere Spieler verpflichten muss, teure Spieler nicht zum Einsatz kommen und enorme medizinische Kosten entstehen. In der Fußball-Bundesliga sind gesunde Knie und Fußgelenke Bedingung sowie eine reibungslos funktionierende Muskulatur wesentlich. Doch spezifische Übungsformen zur Gelenkstabilisation oder um Dysbalancen und Asymmetrien auszugleichen, finden viel zu selten statt. Ebenso wählt man im Bereich Stretching Methoden, die bei den Spielern nachfolgend Verletzungen begründen.

Wenn man um die Folgen von schlechtem Training weiß, dann liegt eine massive Gesundheitsgefahr für die Spieler vor. Sie könnte durch richtige Übungen vermieden werden. Ein Zustand, der kaum verstanden oder nachvollzogen werden kann. Beim Fußball wirken äußere Kräfte ein, zum Beispiel bei jeder Drehbewegung. Neue Körperpositionen müssen pausenlos über Sinnesorgane erkannt und durch nervöse Impulse wieder eingestellt werden. Gleichgewicht zu erhalten, ist für den Spieler elementar wichtig.

Jede Bewegung im Spiel, jede aktive Bewegungsänderung ist immer auch eine Veränderung des Gleichgewichts, das durch die komplexen Informationen der statikodynamischen, vestibulären, optischen, kinästhetischen, akustischen und taktilen Analysatoren im Zentralnervensystem reguliert wird. Je besser das Nerv-Muskel-Zusammenspiel, also die inter- in intramuskuläre Koordination funktioniert, desto besser wird die sportliche Leistung. Wird gleichzeitig die gekräftigte Muskulatur harmonisch gesteuert, bleibt der Spieler in den Aktionen verletzungsfrei, weil aktive und passive Strukturen beim Fußballspielen optimal zusammenwirken.

Sinnvoll ist zudem ein Beweglichkeitstraining, das die Prinzipien des PI-Effekts berücksichtigt. Dabei werden muskuläre Verspannungen und Blockaden behoben, weil man das Nerv-Muskel-Zusammenspiel optimiert. Mit dem Begriff „PI-Effekt“ wird ein Beweglichkeitstraining verbunden, das keinen Dehnvorgang innerhalb der Muskulatur beinhaltet. Der PI-Effekt optimiert effektiv die motorische Feinsteuerung, also das Nerv-Muskel-Zusammenspiel. Muskelverletzungen kommen nicht vor.

Fazit

Wenn man den Anspruch hat, zur deutschen oder sogar europäischen Spitze gehören zu wollen, hat man eigentlich keine Wahl und muss im Training Maßnahmen zur Leistungsoptimierung sowie Prävention ergreifen.

  • Individuelle Spieleranalysen und zugeschnittene Trainingsaufgaben (Koordination, Kraft, Gelenkstabilisation, Beweglichkeit).
  • Neuronale Optimierung des Nerv-Muskel-Zusammenspiels, Training der Beweglichkeit mit dem PI-Effekt sowie Einbindung der Vestibularmotorik.
  • Krafttraining, um Gelenke individuell differenziert zu stabilisieren und schwere Verletzungen zu vermeiden.

Autor: Christoph Anrich

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